ZWEITES KAPITEL
Als Bert an diesem Tag durch die Stadt geht, sieht er jede Frau mit anderen Augen an, also anderen Gedanken. Er fragt sich, ob es jene von der Brücke gewesen sein könnte oder nicht. Eine sinnlose Frage. Denn wie sollte er erkennen, was nicht zu erkennen ist.
Da führt ihn sein zielloser Weg an einer Polizeiwache vorbei. Er geht hinein. Dort sieht er ein Plakat mit der Überschrift VERMISST. Darunter Bilder von Personen, die nicht mehr aufgetaucht sind. Als er die Texte liest, bemerkt er, dass einige der vermissten Personen seit Jahren nicht mehr aufgetaucht sind.
„Kann ich Ihnen helfen?“ fragt eine Polizistin.
„Oh, äh, ja.“
„Ja?“
„Ich habe von einer vermissten Person in der Zeitung gelesen. Eine Frau in einem roten Mantel. Ich glaube, ich habe sie gesehen. Aber ich weiß es nicht genau. Also, da wollte ich fragen, wie die vermisste Person genau aussieht.“
„Dann kommen Sie mal mit.“
Er folgt der Polizistin in einen Raum mit Schreibtischen, an denen gearbeitet wird. An einem freien nimmt sie Platz, schaltet den Computer ein.
„Dann wollen wir mal sehen, wie ich Ihnen helfen kann.“ Sie schaut auf den Bildschirm. „Wann haben Sie denn die betreffende Person gesehen?“
„Gestern Abend. Aber können Sie mir sagen, warum die Frau vermisst wird, wie lange schon? Haben Sie vielleicht ein Bild der Frau, damit ich weiß, ob sie es wirklich war, ich nicht eine andere Person gesehen habe?“
„Erst einmal muss ich ihre Personalien aufnehmen. Sie wollen doch eine Aussage machen, oder?“
„Wäre es aber nicht geschickter, ich wüsste zuvor, ob ich die richtige Person gesehen habe?“
Die Polizistin willigt ein, dreht den Monitor zu ihm hin. Bert schaut in ein Gesicht, dass ihm auf der Straße aufgefallen wäre.
„Nein“, sagt er leise.
„Sie war es nicht?“
„Leider nein!“
Als Bert aus der Polizeiwache kommt, scheint ihm die Sonne ins Gesicht. Er ist geblendet, kann keine Gesichter erkennen, sieht nur das Gesicht auf dem Monitor. Leider hat ihm die Polizistin nicht mehr über die Frau gesagt.
SOLL BERT DIE FRAU SUCHEN ?