ERSTES KAPITEL

Bert ist ein Freund von spannenden Büchern, geht auch gern ins Kino, vorzugsweise düstere Filme, geheimnisvolle Geschichten. Aber auch ein Fan von Eisenbahnen ist Bert. Oft fährt er auf den Schienensträngen durch die Stadt, schaut von Brücken herab auf die Gleise, die Schwellen erscheinen ihm dann wie die Sprossen einer Leiter. Ja, wenn diese Leiter nach oben führen würde, würde man dann im Himmel ankommen?

Die Spätvorstellung musste es sein. Auch wenn Bert den ganzen Tag Zeit hatte! Aber es gibt eben Filme oder Bücher, die sollte man nachts genießen. So geht Bert angefüllt mit Bildern zu Fuß zur Geisterstunde durch die nächtliche Stadt. Herrliche Luft, wenig Menschen unterwegs, auch weniger Fahrzeuge!

Eine Straßenbrücke führt ihn nach Hause. Gleise darunter. Der Graben teilt die Stadt, denkt er sich, als er in der Mitte der Brücke stehen bleibt. Wohnen, arbeiten. Kino, schlafen. So einfach! Er schaut auf die Gleise. Wohin führt der Weg, fragt er sich, welche Abzweigung wird an der nächsten Weiche folgen? Natürlich kennt er hier die verschiedenen Wege. Aber wenn er in einem fremden Land wäre, wenn er selbst die Weichen stellen könnte. Er würde immer weiter fahren, es gäbe kein zurück. Er würde nicht wissen wollen, wohin der andere Weg ihn geführt hätte.

Er schaut noch ganz in Gedanken, da sieht er auf der nächsten Brücke eine Frau in einem roten Mantel. Also, er glaubt, er sieht eine Frau. Auf diese Entfernung kann man es nicht so genau sagen. Bestimmt dreihundert Meter entfernt ist diese Brücke. Zudem ist es dunkel, Laternen erhellen nur Ausschnitte. Aber nur eine Frau würde einen solchen roten Mantel tragen. Dazu spielt der Wind mit langen Haaren. Aber was macht diese Frau dort. Sie scheint genau wie er von den Gleisen angezogen zu werden.

Sie wird doch nicht, denkt Bert.

SOLL BERT ZUR ANDEREN BRÜCKE EILEN ?


JA                                NEIN