Noch eine Weile schwebt seine Hand über dem Telefon. Langsam sinkt sie, lässt seine Entschlossenheit nach. Auf einmal scheint auch Ruhe im Haus eingekehrt zu sein. Er geht zurück in den Flur seiner Wohnung, schaut durch den Türspion ins dunkle Treppenhaus. Ein Trugbild des Friedens, denkt er.

Bert legt sich auf das Bett. Er starrt einen hellen Fleck an der Decke an. Irgendwie spiegelt sich in der Seidenglanzdecke ganz schwach die grüne Leuchtdiode seiner Telefonanlage. Wie hell, wundert er sich. Hellwach fühlt er sich. Dabei ist es mitten in der Nacht. Er lauscht weiter der Stille. Nein, still ist es nicht wirklich. Ein Knacken, als würde ein Maus spazieren. Könnte er hören, wenn sich eine Spinne an der Decke bewegen würde, fragt er sich. Wenn er lange genug auf eine Stelle starrt, ob er dann mit der Zeit mehr sehen könnte, die Dunkelheit durchdringen. Beim Fotografieren ist es so, je länger der Film belichtet wird, desto mehr zeigt sich, auch wenn das Licht noch so schwach ist. Aber menschliche Augen funktionieren anders. Er muss an Zeichnungen von Facettenaugen denken, da war was mit Stäbchen und schwarzweißem Sehen. Ja, Tiere die im dunklen gut sehen könnten, würden wohl keine Farben sehen können. Auch die Schärfe lässt zu wünschen übrig. Wie die Wissenschaft wohl so etwas feststellt. Sie könnten ja wohl keine Insekten befragen, denkt er.

Über all diese Überlegungen muss er wohl eingeschlafen sein, träumt von riesigen Ameisen, von Augen im grünen Licht.

Er schreckt auf. Glaubt was gehört zu haben. Den Schrei einer Spinne? Unsinn, Träume! Er wechselt die Seite, kuschelt sich in seine Bettdecke und schläft wieder ein.

Als er am Morgen aufwacht, scheint die Sonne. Das helle Licht blendet ihn. Was war in der Nacht, überlegt er sich, was habe ich geträumt, was wirklich erlebt?

Er lauscht. Ruhe im Haus.


VIERTES KAPITEL