Tag der Lemminge - Tag der Entscheidung
Ein Gleichnis
Personen: zwei Patienten, zwei Pflegekräfte, zwei Ärzte
Zeit: Ein Tag in der Gegenwart
Ort: Ein Krankenzimmer
Lemminge, kurzschwänzige Nagetiere, verlassen in periodischen Abständen, in Zeiten einer Übervölkerung, ihre Wohngebiete und stürzen sich zu einem Massensterben ins Meer.
Zwei Männer treffen in einem Krankenzimmer aufeinander. Der jüngere liegt schon länger im Krankenhaus. Sein Herz blieb einfach stehen. Der ältere kommt eben hinein, weil er Blut erbrach. Aber er ahnt es schon, dass er Krebs hat.
Die Ärztin macht ihn darauf aufmerksam, dass er an seiner Erkrankung nicht ganz schuldlos sei, hat er doch sehr unvernünftig gelebt. Er begreift, dass er auch sein Körper ist, dass jede Zelle seines Körpers lebt, leben will. Selbst eine Krebszelle will nur leben. Sie weiß nicht, dass ihre ungezügelte Vermehrung sie schließlich selbst töten wird.
So ein Raum fordener Prozess muss ausgeschnitten, bestrahlt oder chemotherapiert werden. Das ist das ABC der modernen Medizin im Kampf gegen das Wachstum.
Nur eine Operation kann dem Patienten helfen. Aber er hat Angst, weil er dann nicht mehr so sein wird wie jetzt. Ein Teil von ihm muss sterben, damit er leben kann.
Im Angesicht des Todes erkennen die Männer, dass wir Menschen auch nur eine Zelle des Planeten Erde sind. Ein Chirurg kommt zuletzt in Generalsuniform, während sein Patient in den Operationssaal gebracht wird, befiehlt er seinen Soldaten in ihre Flugzeuge zu steigen und Bomben über die Krebszellen der Erde abzuwerfen.
Mit Todesschreien endet ein Theaterstück, welches schockieren will, welches zu Protest Anlass geben sollte. Doch es werden Fragen aufgeworfen, denen wir uns nicht entziehen können, weil sie schon heute aktuell sind, nach Antworten verlangen, damit nicht das passiert, was gezeigt wurde.