Dann wählt Bert entschlossen die Nummer des Polizeinotrufs.
„Randale, Streit, Schreie“, sagt er, nennt dabei den Namen der ausgezogenen Nachbarin.
Bald darauf hört er ein Martinshorn in der Ferne, was aber nicht näher kommt. So geht er wieder zurück zum Türspion, schaut direkt einem Mann ins Gesicht.
Ob er gehört hat, wie ich telefonierte? Warum sonst sollte der Mann gerade vor seiner Tür stehen, fragt sich Bert. Schon klopft der Mann behutsam an seine Tür.
Habe ich mich verraten, fragt sich Bert. Wo bleibt nur die Polizei? Er drückt sich mit seinem Rücken flach an die Tür.
„Sind Sie es?“ flüstert eine Stimme.
Bert hält den Atem an.
„Ich habe was für Sie“, sagt der Mann im Hausflur.
Da kommt ein Martinshorn näher. Ein Geräusch im Hausflur, Schritte. Bert schaut durch den Spion, sieht wie der Mann nach unten eilt. Kurz darauf hört er die Haustür, weitere Schritte.
Für einen Augenblick ist alles still.
Dann ein Martinshorn ganz laut, Autos auf der Straße. Schritte. Stimmen. Die Polizei ist da.
Ein Nachbar scheint wach geworden zu sein, Licht im Hausflur, es wird geklingelt. Auch bei Bert. Er wirft sich ein paar Sachen über. Als er zurück zur Tür geht, sie öffnet, steht ein Mann vor ihm, Schlagstock in der einen Hand, in der anderen eine Polizeimarke.
„Entschuldigen Sie die Störung. Es hat offenbar einen Einbruch in diesem Haus gegeben. Haben Sie etwas bemerkt?“
„Ich schlief bis eben“, sagt Bert.
Der Polizist gibt ihm eine Visitenkarte. „Wenn Ihnen noch was einfällt, Sie gar bestohlen worden sind, melden Sie sich bei mir oder dem zuständigen Polizeiabschnitt.“
„Ja“, sagt Bert und schon ist er wieder allein. Er geht zum Kühlschrank, öffnet eine Flasche Bier, trinkt sie aus.
Anschließend geht er erst ins Bad, dann ins Bett. Kann jedoch nicht gleich einschlafen. Er starrt einen hellen Fleck an der Decke an. Irgendwie spiegelt sich in der Seidenglanzdecke ganz schwach die grüne Leuchtdiode seiner Telefonanlage. Wie hell, wundert er sich. Hellwach fühlt er sich. Dabei ist es mitten in der Nacht. Er lauscht weiter der Stille. Nein, still ist es nicht wirklich. Ein Knacken, als würde ein Maus spazieren. Könnte er hören, wenn sich eine Spinne an der Decke bewegen würde, fragt er sich. Wenn er lange genug auf eine Stelle starrt, ob er dann mit der Zeit mehr sehen könnte, die Dunkelheit durchdringen. Beim Fotografieren ist es so, je länger der Film belichtet wird, desto mehr zeigt sich, auch wenn das Licht noch so schwach ist. Aber menschliche Augen funktionieren anders. Er muss an Zeichnungen von Facettenaugen denken, da war was mit Stäbchen und schwarzweißem Sehen. Ja, Tiere die im dunklen gut sehen könnten, würden wohl keine Farben sehen können. Auch die Schärfe lässt zu wünschen übrig. Wie die Wissenschaft wohl so etwas feststellt. Sie könnten ja wohl keine Insekten befragen, denkt er.
Über all diese Überlegungen muss er wohl eingeschlafen sein, träumt von riesigen Ameisen, von Augen im grünen Licht.
Er schreckt auf. Glaubt was gehört zu haben. Den Schrei einer Spinne? Unsinn, Träume!
SOLL BERT AUFSTEHEN ?